"Dieses Buch soll dazu beitragen, dass in naher Zukunft die Mutter eines Kindergartenkindes auf die Frage, ob das Kind denn nun Mädchen oder Junge sei, wie Jills Mutter antworten kann: 'Das wissen wir noch nicht. Vielleicht ist [Jill] ja beides oder keins von beidem'"
- Ursula Rosen, Autorin -
Zur Geschichte
Jill ist neu im Kindergarten. Die anderen Kinder können Jill ob ihrer oder seiner Erscheinung nicht einordnen und fragen sich, ob Jill nun ein Mädchen* oder ein Junge* ist. Die Mutter antwortet: "Das wissen wir noch nicht". Im Laufe der Geschichte nutzen die Kinder verschiedene Ansätze, um Jill einzuordnen. Tims Vater hat nämlich erklärt, dass man das an den Geschlechtsorganen erkennen könnte. Jill erklärt, dass das bei ihr bzw. ihm nicht so sei. Darauf hin erklärt Almire, dass man das an der Kleidung erkennen könnte. Aber auch dieser Ansatz greift nicht. Schließlich stellen die Kinder fest, dass das Geschlecht nicht wichtig ist, Unterschiede und Vielfalt aber sehr wohl wichtig sind, da sie zum Beispiel auch einen bunten Regenbogen ausmachen.
Jill ist neu im Kindergarten. Die anderen Kinder können Jill ob ihrer oder seiner Erscheinung nicht einordnen und fragen sich, ob Jill nun ein Mädchen* oder ein Junge* ist. Die Mutter antwortet: "Das wissen wir noch nicht". Im Laufe der Geschichte nutzen die Kinder verschiedene Ansätze, um Jill einzuordnen. Tims Vater hat nämlich erklärt, dass man das an den Geschlechtsorganen erkennen könnte. Jill erklärt, dass das bei ihr bzw. ihm nicht so sei. Darauf hin erklärt Almire, dass man das an der Kleidung erkennen könnte. Aber auch dieser Ansatz greift nicht. Schließlich stellen die Kinder fest, dass das Geschlecht nicht wichtig ist, Unterschiede und Vielfalt aber sehr wohl wichtig sind, da sie zum Beispiel auch einen bunten Regenbogen ausmachen.
Jill ist anders ist eines der wenigen Kinderbücher, das sich mit dem Thema Intersexualität beschäftigt. Erschienen ist das Buch erst dieses Jahr. Die Autorin, Ursula Rosen, ist Gymnasiallehrerin. Illustriert wurde das Buch von Alina Isensee. Ursula Rosen erklärt, sie habe den Titel 'Jill ist anders' bewusst gewählt, da erst über die Bennenung des 'Andersseins' erkannt werde, dass Jill nicht in das gängige Schema von Geschlecht hineinpasst. Eine Integration setze ja zunächst einmal das Erkennen des 'Andersseins' voraus. Die Idee zu dem Buch kam ihr, als sie "mal wieder vergeblich versucht hatte, Verlage von Biologiebüchern für das Thema Inter* zu interessieren und - wieder einmal - nur Ablehnung erfahren hatte".
In ihr Kinderbuch legt sie die gesellschafts-verändernde Hoffnung, das System der Zweigeschlechtlichkeit zu durchbrechen. Dieser revolutionäre Ansatz spiegelt sich auch in dem Mut, regelmäßig Jills Pronomen zu wechseln.
In ihr Kinderbuch legt sie die gesellschafts-verändernde Hoffnung, das System der Zweigeschlechtlichkeit zu durchbrechen. Dieser revolutionäre Ansatz spiegelt sich auch in dem Mut, regelmäßig Jills Pronomen zu wechseln.
| Das Buch erklärt Kindern einfach Intersexualität ohne belehrend daherzukommen. Immer wieder schiebt die Autorin kritische Anmerkungen ein, die auch Kinder schon problemlos verstehen können. |
Schade ist, dass Jill sich in einem Abschnitt Sachen aus dem "Indianerzelt" nimmt. Dieser Begriff ist problematisch. Das Problem an dem Begriff ist, dass er verschiedene, heterogene Volksgruppen vereinheitlicht. In der Geschichte diente der Begriff zur Herabsetzung der indigenen Völker Nordamerikas und ist daher rassistisch.
Besonders gelungen finde ich die geschlechtergerechte Sprache des Buchs. Auch die vielfältige Darstellung der Kinder ist gelungen und sehr contra-stereotyp. Leider ist das bei den Erwachsenen nicht gänzlich so gelungen (Care-Arbeit übernehmen zwei Frauen, der einzige Mann ist Lehrer). Kinder - auch intersexuelle Kinder - reagieren sehr positiv auf das Buch: "Ihnen gefällt die Figur, da sie selbstbewusst und vielleicht sogar ein bisschen frech ist. Besonders die Seite mit dem Helmastronauten finden sie gut". Der Zeichenstil ist sehr innovativ, übersichtlich und klar strukturiert. Er trägt im besonderen Maße zum Verständnis des Handlungsverlauf bei.
Fazit
Autorin und Verlag widmen sich hier einem Thema, an das sich bisher niemand so recht getraut hat und das auch seine Schwierigkeiten mitbringt, vorausgesetzt mensch möchte ein Kinderbuch daraus machen. Autorin und Verlag gehen sehr reflektiert, aber auch sehr kindgerecht an das Buch heran und setzen viele gelungene Ideen um. Die Sprache ist kindgerecht und ebenso die Erklärungen. Die Charaktere sind liebevoll und vielfältig gezeichnet.
Das Buch ist eine durchaus gelungene Investition, vorausgesetzt mensch verzichtet beim Vorlesen auf den Begriff "Indianer", der im Buch zu finden ist. Meine Bitte an den Verlag ist, dieses Wort zum Beispiel durch eine downloadbare Einklebeseite - ähnlich wie Edition Assemblage ("Das Wort, das Bauchschmerzen macht") dies getan hat - rauszustreichen.
Autorin und Verlag widmen sich hier einem Thema, an das sich bisher niemand so recht getraut hat und das auch seine Schwierigkeiten mitbringt, vorausgesetzt mensch möchte ein Kinderbuch daraus machen. Autorin und Verlag gehen sehr reflektiert, aber auch sehr kindgerecht an das Buch heran und setzen viele gelungene Ideen um. Die Sprache ist kindgerecht und ebenso die Erklärungen. Die Charaktere sind liebevoll und vielfältig gezeichnet.
Das Buch ist eine durchaus gelungene Investition, vorausgesetzt mensch verzichtet beim Vorlesen auf den Begriff "Indianer", der im Buch zu finden ist. Meine Bitte an den Verlag ist, dieses Wort zum Beispiel durch eine downloadbare Einklebeseite - ähnlich wie Edition Assemblage ("Das Wort, das Bauchschmerzen macht") dies getan hat - rauszustreichen.
- Herzlichen Dank an den Salmo Verlag für die zur Verfügungstellung eines Rezensionsexemplares!
- Homepage der Autorin Ursula Rosen
- Artikelseite bei fembooks , der feministischen Online-Buchhandlung